Testberichte
Slide 160 Carbon 10.0 in "Bikesport" 03-04/2014
01.03.2014
"DAS GRÜNE MONSTER
Das 10.0 präsentiert sich als das Topmodell seiner Baureihe. Radon-typisch ist das Preis-Leistungs-Verhältnis konkurrenzlos gut, was – im positiven Sinne – dem Vertriebsweg geschuldet ist. Der Rahmen ist dank einteiliger Kettenstreben sehr innovativ und hat ein hervorragendes Rahmengewicht von unter zwei Kilogramm (ohne Dämpfer).
AUSSTATTUNG
BÄM! Giftiges Neongrün auf mattschwarzem Vollcarbon, das sticht wie ein Blitz ins Auge. Passend zu diesem Finish leuchtet ein mit 785 Millimetern ultrabreiter Race Face Atlas-Lenker in der „Green Monster“-Edition am kurzen Vorbau. Der Rest ist Understatement. Eine komplette X.0-Ausstattung in zurückhaltendem Schwarz, und dank Matchmaker findet der Fahrer ein sehr geräumiges Cockpit vor, das jedoch gleichzeitig auch einen Nachteil mit sich bringt: Die Verstellung des rechten Bremshebels ist nur möglich, wenn der Schalthebel demontiert ist. Aber apropos aufgeräumt: Die Züge sind stimmig, teils im und teils am Rahmen verlegt. Das Fox-Factory-Fahrwerk ist das Beste, was die Federungsspezialisten im Programm haben und passt mit seinen drei unterschiedlichen Modi bestens in die Berge. Zudem erfreut sich der Biker im Uphill an einer absenkbaren Gabel, die auch steilen Abschnitten den Schrecken nimmt. Mitgedacht: Zum Schutz des Unterrohrs spendierten die Entwickler einen dicken Schutzaufkleber.
FAHREIGENSCHAFTEN
Die Federelemente harmonieren sehr gut und bieten mit 160 Millimeter ausreichend Reserven abseits der Ideallinie. Mit dem sehr niedrigen Tretlager muss man sich jedoch fahrtechnisch arrangieren. Wer im wurzeligen Trail stets wild weiterkurbelt, bleibt gerne mal hängen. Dafür liegt das Bike bergab wie ein Brett: Agil und dennoch ausreichend laufruhig meistert das Slide Downhills mit Bravour. In Uphills schlägt es sich dank absenkbarer Gabel noch gut, so lange diese nicht ewig dauern. Seine Stärken, trotz des sensationell niedrigen Gewichts, liegen in groben Abfahrten. Hier brilliert die Geometrie mit dem flachen Lenkwinkel. Generell fährt sich dieses Bike eher wie ein Enduro. Eine lange Tour lohnt also nur, wenn man auch adäquates Gelände anpeilt. Hier fühlen sich auch die griffigen Reifen wohl, und die Rock Shox-Variostütze mit 150 Millimeter Verstellbereich spielt ihre Stärken aus. Im verspielten Trail geht das Bike gut voran, der breite Lenker verlangt jedoch viel Körpereinsatz. Leider konnte die Kettenführung nicht vollends überzeugen, da die Kette mehrfach vom großen Kettenblatt fiel.
Fazit: Das Radon Slide ist hervorragend ausgestattet und hungrig nach groben, technischen Downhills. Auch bergauf geht es noch gut - ablenkbarer Gabel und Gewicht sei Dank!"