Testberichte
SPIRE 10.0 im "NEUHEITEN FÜR 2026" Test – Tour 11/2025
21.10.2025
Als Preis-Leistungs-Tipp konnte sich die Eigenmarke des Online-Teilehändlers H&S Bike-Discount schon öfters gut in Szene setzen. Mit dem jetzt renovierten Wettkampfrenner SPIRE könnte diese Strategie nun einen neuen Höhepunkt erreichen. Beim Abgleich von Ausstattungsliste und Preisschild könnte man meinen, es sei ein Fehler unterlaufen, doch die Marke aus Bonn meint es absolut ernst: Den Carbonrahmen, der im Portfolio als leichteres Pendant zum Aero-Modell VAILLANT firmiert, gibt‘s ab 2.799 Euro mit elektronischer 105 Di2-Schaltung. Das Top-Modell mit Dura-Ace soll nur 5.999 Euro kosten. Wo da der Haken ist, wollen wir mit dem Top-Modell herausfinden. Denn hier ist der eklantante Preisunterschied zu den Rädern prominenter Marken am plakativsten. Während die günstige Einstiegsvariante noch mit schweren Alu-Laufrädern auskommen muss, finden wir bei der Ausstattungs des SPIRE 10.0 keine einzige Sparmaßnahme. Eine komplette Dura-Ace-Gruppe ist montiert, inklusive zugehöriger Kassette und Bremsscheiben. Extrem leichte Newmen-Laufräder mit Carbonspeichen sind mit Continentals schnellen GP5000TT-Reifen ummantelt, sogar leichte TPU-Schläuche stecken schon drin. Eine Lenkereinheit aus Carbon ist ebenso Teil des Pakets wie ein hochwertiger Selle Italia-Sattel mit Carbongestell - rundum Profi-Material also. Das alles mündet in ein Traumgewicht: Mit 6,8 Kilogramm ohne Pedale ist das Rad wirklich leicht und muss sich vor der Konkurrenz nicht verstecken.
DURCHSCHNITTSRAHMEN, TOP AUSGESTATTET
Im Umkehrschluss ist die Basis zwar nicht sonderlich leicht, denn es gibt durchaus Leichtbau-Spezialisten führender Rennradmarken wie Scott Addict RC, Giant TCR oder das auf der vorherigen Seite gezeigte Cervelo R5, die, vergleichbar ausgestattet, noch deutlich weniger wiegen. Allerdings kosten diese Räder dann mindestens das Doppelte. Ansonsten offenbart das SPIRE bei den Messwerten kaum Schwächen. Sehr hohe Steifigkeitswerte geben auch schweren Piloten keinen Anlass zur Sorge. Der Komfort könnte besser sein, aber das Rad ist keinswegs hart. In dem Zusammenhang wichtig zu wissen: Der Rahmen ist für maximal 30 Millimeter breite Reifen freigegeben, was für heutige Verhältnisse nicht viel ist. Viel Spielraum für mehr Komfort besteht also nicht. Eine Aerodynamik-Messung steht noch aus, wovon wir uns aber keine Überraschung versprechen: Das Rahmen-Set verzichtet weitgehend auf Aero-Features und dürfte sich auf dem Level anderer Leichtbau-Modelle einsortieren.Auf dem Papier spricht also einiges dafür, dass man mit dem Kauf nicht viel falsch machen kann. Auch die Geometrie scheint nach Zahlen ausgewogen, für einen Wettkampf-Renner ist der nackte Rahmen mit einem STR-Quotienten von 1,48 in Größe 56 sogar vergleichsweise komfortabel geschnitten. Dennoch raten wir Interessenten unbedingt zu einer Probefahrt, auch wenn das beim Versandhändler schwierig ist. Zum einem sind die fünf verfügbaren Größen relativ grob abgestuft. An unserem Testrad in Größe L summierten sich der Lenker mit viel Reach, ein minimal flacherer Sitzwinkel als üblich und die Sattelstütze mit zusätzlichen zwei Zentimetern Versatz außerdem zu einer enormen Sitzlänge, die unseren 1,80 Meter großen Testern wirklich Probleme machte. Auch den 42-Zentimeter-Lenker finden wir für die Größe relativ breit. Um uns wohler zu fühlen, müssten wir das SPIRE eine Nummer kleiner wählen, wobei die Sattel-Lenker-Überhöhung dann extrem ausfallen dürfte. Für Freunde einer extrem sportlichen Sitzposition könnte das RADON indes ein Tipp sein. Davon abgesehen überzeugt das Rad mit lebendigem Lenkverhalten und ausgewogenen Fahreigenschaften. Sofern das Rad passt und es auf Prestige und gute Aerodynamik nicht ankommt, ist das SPIRE 10.0 ein echtes Schnäppchen für Racer. Ein Tipp für schmalere Geldbeutel ist das SPIRE 9.0: Mit Ultegra Di2 und einfachen Newmen-Carbonfelgen werden 3.599 Euro aufgerufen.