Testberichte
"Favorite Performance" Siegel für Slide Carbon 160 10.0 in mtbrider 05/2016
20.04.2016
Allgemein / Optik
Hebt man das Radon aus dem in der Tat sehr leichten Karton, staunt man als Erstes nicht schlecht. Am Topmodell der „Slide“-Serie findet man Carbon, wohin das Auge schaut. Optisch passt alles extrem gut zusammen und ist eher dezent gehalten. Man hat gleich den Eindruck, dass dieses Rad auf dem Trail einen Heidenspaß machen und man verdammt schnell unterwegs sein wird. Es wirkt trotz teilweise außen verlegten Zügen extrem clean und aufgeräumt, lediglich die fetten Felgen heben sich etwas vom filigran wirkenden Rest ab.
Die Parts
Bei den Parts hat Radon nichts dem Zufall überlassen. Das Bike ist von vorne bis hinten mit den edelsten Parts ausgestattet, und wo es nur möglich war, wurde auf Carbon gesetzt. Das Herzstück des Bikes besteht aus einem Fox-„Float“-Dämpfer und einer „34“-Gabel. Das Fahrwerk harmoniert insgesamt extrem gut und bietet vorne wie hinten 160 Millimeter Federweg. Beim Antrieb wird nichts dem Zufall überlassen und man setzt auf SRAMs „XX1“-Schaltwerk mit Elffach-Kassette (10-42 Z). Die Abstufung ist gewohnt groß und ermöglich einfaches Pedalieren, um zum Trail-Start zu gelangen. Die Schaltanschläge sind knackig, präzise und ermöglichen einen sekundenschnellen Gangwechsel auch unter Last. Die Kombination aus „Reverb Stealth“-Sattelstütze und Fizik- „Antares“-Sattel ist unserer Meinung nach eine perfekte Kombination für Sitzgenuss auf höchstem Niveau. Schnelle Wechsel der Sattelhöhe sind im Eifer des Gefechts auf dem Trail kein Problem und der Sattel bringt trotz seiner schnittigen Optik jede Menge Komfort mit sich. Die SRAM-„Guide Ultimate“-Bremsen verzögern brachial und haben einen knackigen Druckpunkt, sodass man sein Rad stets unter Kontrolle hat. Die Laufräder aus dem Hause DT wirken optisch relativ wuchtig, halten dank ihrer Bauform aber alles aus, was sich ihnen auf dem Enduro-Trail in den Weg stellt. In Kombination mit den „Hans Dampf“-Reifen von Schwalbe sorgen sie für eine leichte Laufradkombination, die uns auf trockenen Trails extrem schnell vorangetrieben hat. Auf dem matschigen Home-Trail hingegen setzten die Reifen sehr schnell zu und vor allem die Uphills wurden zur Rutschpartie – aber zum Glück wird der Wald jetzt ja trocken!
Auf dem Trail
Konzentrieren wir uns auf die Performance auf dem Trail, der wichtigsten Komponente eines Bike-Tests, und beginnen mit den Eigenschaften, die das Radon bergauf mit sich bringt. Durch den relativ steilen Sitzwinkel nimmt man eine sehr zentrale Position auf dem Rad ein und bekommt ordentlich Druck auf die Pedale. Beide Fahrwerkselemente haben eine Lock-out Funktion bzw. unterschiedliche Einstellmodi der Druckstufe für den Up- und Downhill. Diese funktionieren wirklich sensationell. Stellt man den Dämpfer auf die härteste Stufe, hat man beinahe ein Hardtail unter dem Hintern und man pedaliert das Radon frei von jeglichen Antriebseinflüssen bergauf. In die Karten spielt dem Bike natürlich sein Gewicht von gerade mal 11,72 Kilogramm in Größe L. Wie bereits erwähnt ist die zentrale Position in Kombination mit den „Hans Dampf“-Reifen auf nassem Untergrund eher suboptimal und ließ das Hinterrad schnell mal durchrutschen. Auf den trockenen Trails ist der Uphill dank der perfekten Harmonie zwischen Dämpfer und Hinterbau, der Sattelkombi und der angenehmen Sitzposition selbst für Bergaufmuffel wie uns ein wahres Vergnügen. Oben angekommen wird das Set-up wieder auf „Downhill“ umgestellt und es kann losgehen. Wir sind das Radon relativ straff gefahren, dennoch bleibt es dabei wirklich ausreichend sensibel und feinfühlig, was das Annehmen von Schlägen angeht. Es überzeugt mit einer Kombination aus pfeilschneller Beschleunigung, einer trotz langen Radstands ausreichenden Wendigkeit und hoher Laufruhe. Auf den relativ flachen Abfahrten des TrailGround Brilon konnte man sehr schnelle Runs fahren und es kommt eine Art Race-Feeling auf. Man hat Lust, immer und immer schneller zu werden. Was auf den moderaten Trails spielerisch klappt, muss sich auf härteren Downhill-Home-Trails mit etwas mehr Aufwand erarbeitet werden. Die Laufruhe des Radon ist gut, keine Frage, aber ein etwas flacherer Lenkwinkel und vielleicht auch eine Fox „36“ statt der „34“ würden dem Rad gut stehen, wenn man noch mehr Downhill-Potenzial aus dem Fahrwerk locken möchte. Der Hinterbau hingegen ist optimal so, wie er ist. Er arbeitet sehr feinfühlig und dennoch keinesfalls zu soft. Das Federungsverhalten ist zunächst linear und wird im letzten Drittel extrem progressiv, sodass auch die ein oder andere Flat-Landung ausgefahren wird, ohne dass die Wimper zucken müsste.
Fazit
Das Radon ist ein pfeilschnelles Enduro mit herausragenden Uphill-Qualitäten und einer unglaublichen Beschleunigung bergab. Wer gerne aktiv auf dem Bike sitzt und nicht nur einfach über alles drüberbügeln möchte, kann den Aspekt der minimal eingebüßten Laufruhe ohne Probleme beiseiteschieben, denn gerade wenn man man mit dem Rad „spielen“ möchte, bringt es einem am meisten Spaß. Die Parts funktionieren allesamt tadellos und das Gewicht könnte besser nicht sein. Wir hatten mit dem Radon „Slide Carbon 160“ wirklich viel Spaß. Darum und vor allem aufgrund seiner unglaublichen Vielseitigkeit im Enduro-Einsatz verleihen wir ihm unser „Favorite“-Gütesiegel im Bereich Performance, den es sich redlich verdient hat.