Testberichte
Black Sin 10.0 in "Bikesport" 09-10/2014
01.09.2014
"Wie ein edler Rappe mit samtschwarzem Fell wirkt das Radon mit seinen fließenden, organischen Formen, dem sauberen Look und ... halt! Da fehlt doch was. Ja, das Black Sin 10.0 kommt ohne Umwerfer und mit nur einem Schalthebel aus. In einer Zeit der mit Bedienelementen überladenen Lenker ist das ein ungewohnt schlichter Anblick. Wer mit dem hochgezüchteten Pferdchen besagten Ausritt wagt, fühlt sich, als steckten mehrere PS in den eigenen Waden. Das Grinsen wollte nicht mehr aus den Gesichtern der Tester weichen. Wie von selbst schießt das Leichtgewicht mit jedem tritt voran. Die Sitzposition ist sportlich, aber keineswegs unbequem – schön zentral und effizient. Der Rahmen des Black Sin, ausgestattet mit allen Standards, die steif und schnell machen (Pressfit-Tretlager, konisches Steuerrohr, wuchtiges Unterrohr und sogar eine 142 x 12-Steckachse), ist auch unter Maximalkraft und schweren Fahrern absolut steif und direkt – ein Bike für sportliche Höchstleistungen. Auf Rüttelpisten straft der Rahmen nicht mit Bockigkeit, sondern punktet auch beim Komfort. Positiv fällt das wunderbar ausgewogene Handling auf.Obwohl absolut renntauglich, ist das Black Sin keine kapriziöse Feile, sondern ein rundum gelungenes Bike. Egal ob High-Speed auf der XC-Strecke oder im technischen Downhill – das Black Sin generiert ein bemerkenswert hohes Maß an Sicherheit und Kontrolle. Hier haben die Entwickler die richtige Balance aus Agilität und Laufruhe gefunden und ein erstklassiges Bike geschaffen, für den schnellen XC-Kurs genau wie die Ronda Grande beim nächsten Marathon oder eben auch die sportliche Transalp.
Zugegeben, man braucht schon kräftige Beine um das Bike mit dem 1x 11-Antrieb auch lange Steilanstiege hinaufzutreiben, aber das geringe Gewicht und die sehr hohe Effizienz erleichtern solche Anstrengungen merklich. Für gut trainierte Biker sind auch lange Touren damit machbar. Wir haben's probiert – aber die XX1 ist und bleibt eine Gruppe für ambitionierte Fahrer und Racer. Wem das 34er-Kettenblatt zu straff ist, der kann bei Radon andere Kettenblattgrößen zu vergünstigten Konditionen ordern. Oder man wählt eine andere Version des Black Sin 29ers mit 2- oder 3-fach-Kurbel. Einzige, aber milde Kritik ernteten der geringfügig zu schmale Lenker und die Wahl der Mavic ST-Laufräder, welche aufgrund ihrer Steifigkeit zwar gut zum Bike passen, aber nicht die allerleichtesten sind.
Fazit: Ein erstklassiges Racebike. Niedriges Gesamtgewicht, ausgewogenes Handling und die preisträchtige XX1-Gruppe für einen wirklich guten Preis - was will man mehr?"