Testberichte
"Überragend" für RADON JAB 10.0 im Einzeltest in Mountainbike 04/2018
05.03.2018
"Futuristische Linienführung, klare Design-Sprache bis ins Detail: Das RADON JAB CARBON schaut einfach geil aus. Die Stealth-Fighter-Optik, die kantigen Öffnungen zwischen den Streben an Oberrohr, Wippe und Tretlagerbereich – das fügt sich alles wunderbar, das ist mutig, und das ist vor allem anders. Und damit zeigt das JAB auch gleich, dass es mehr sein will als „nur“ Nachfolger des SLIDE CARBON 160. Was ja schon Aufgabe genug wäre, schließlich hat das Slide unzählige Testsiege abgeräumt – weil es zwar kein spektakuläres, aber ein ungemein breitbandiges und zugängliches 160-mm-Fully war, für das man keine Rennfahrerlizenz brauchte.
Das backfrische JAB wirkt trotz ebenfalls 160 mm Federweg und 27,5“-Rädern ungleich progressiver, aggressiver. Nicht nur was die Formsprache angeht. So steht der Lenkwinkel trendgerecht flach bei 65-65,5°, was ein Optimum an Laufruhe verspricht. Oberrohr und Reach fallen modern-lang aus, auch das soll für Spurstabilität sorgen. Kurz hingegen das Heck: 429-mm-Kettenstreben stehen für Agilität und Spielfreude, das eher kurze Steuerrohr ebenso. Auf dem Papier ist das eine Geometrie, die absolut dem Enduro-Zeitgeist entspricht: lang, falch, tief, bergabverliebt in jeder Beziehung – ohne jedoch zu extrem gezeichnet zu sein.
Und das ist gut so! Das JAB fühlt sich sofort „genau richtig“ an. Man sitzt zentral, formidabel ins Bike integriert, dank des steilen Sitzwinkels sehr kletterfreudig positioniert – mit viel Übersicht einerseits, aber auch Schmackes auf Lenker und Pedal andererseits.
Also, voller Vorfreude in den Uphill. Und das JAB liefert! Mit 13,1 Kilo ist das von uns getestete Topmodell gemessen am Preis leicht (auch wenn der Carbon-Rahmen im Vergleich zum SLIDE CARBON 160 um 200 g zugelegt hat), die feschen E*thirteen-Laufräder gasen willig an, die eher leichten Schwalbe-Enduro-Reifen rollen flott. Kritik? Die viergelenkige Heckfederung ist nicht ganz frei von Antriebseinflüssen, wippt merktlich. Aber: Für einen 160-mm-Hinterbau liegt das im grünen Bereich, und ein Griff zum gut erreichbaren Plattform-Hebel (dient der Wippunterdrückung) am Federbein beruhigt die Sache eh. Geht es steilst gen Gipfel, generiert das Heck trotz kurzer Kettenstreben reichlich Traktion, ohne abzusacken. In Summe: So leichtfüßig wie sein diätischer Vorgänger kraxelt und sprintet das JAB nicht, im Vergleich zur immer mehr auf Downhill geeichten Konkurrenz ist es bergauf aber eine Offenbarung.
Doch bei allem Uphill-Spaß, wirklich punkten muss ein Enduro nun mal bergab, Auch das tut das JAB. Es trifft den Sweetspot zwischen Agilität und Laufruhe ideal, ist dabei stets berechenbar und fast handzahm. Das bedeutet auch: Obwohl es im Vergleich zum SLIDE CARBON 160 deutlich flacher und länger ist, ist es auch dem Enduro-Novizen ein Freund – ohne den Profi zu unterfordern. Das 160-mm-Fahrwerk passt ideal zum Wohlfühlambiente: sensibel, komfortabel, schluckfreudig, aber nie „weich“. Dazu ist jedoch etwas Setup-Arbeit am komplexen Fox-Float-X2-Dämpfer nötig. Der bietet unzählige Einstelloptionen von Zug- und Druckstufe – Letztere sollte spürbar erhöht sein, um mit der hoch im Federweg stehenden, enorm performanten Fox-Float-36-Gabel zu harmonieren. Auch wenn alles passt, gibt es mit Sicherheit Brachial-Enduros, die bergab noch einmal deutlich „fetter“ liegen – aber dafür bergauf gegen das JAB abstinken. Und wer die relativ(!) dünnwandigen Reifen gegen Modelle aus dem Downhill-Regal tauscht, kitzelt gleich noch viele Prozente Bergab-Potenz heraus.
Drei Modelle bietet RADON an, wie gehabt im Online-Shop. Los geht es bei 3599 Euro, die Ausstattung des 4999 Euro teuren Topmodells ist bar jeder Kritik."
FAZIT "So stellen wir uns ein Enduro vor! Das JAB ist auch für Nicht-Profis bestens beherrschbar, es klettert willig auf jeden Alpengipfel und zaubert bergab mit feinstem Handling und Fahrwerk ein fettes Grinsen ins Gesicht. Dazu ist es angenehm leicht und – typisch RADON – exzellent ausgestattet."
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