Atrás

News

Check out now: "Tour Mont Blanc in a Day" - a Film by Matthias Scherer & Tanja Schmitt

07.09.2015

Die Tour du Mt. Blanc

Die Tour du Mt Blanc überwindet bei 340km Gesamtstrecke einige der schönsten und anspruchsvollsten Pässe der Alpen mit insgesamt 8050 Anstiegshöhenmetern. Sie führt durch spektakuläre Landschaftsabschnitte dreier Länder( Italien, Schweiz und Frankreich) und bietet dabei oftmals einen atemberaubenden Blick auf die schneebedeckten Flanken des 4810 m hohen Mt Blanc im Zentrum der Tour.

Matthias und Ich sind seit über 15 Jahren in den Bergen als Seilpartner unterwegs und haben über die Jahre viele anspruchsvolle Eis, Fels- und MixedTouren im Mt. Blanc Massiv durchstiegen, darunter auch die Nordwände der Grands Jorasses und der Droites. Im Aostatal, wo wir seit 10 Jahren wohnen, haben wir fast alle Berggipfel teils mit Ski oder teils mit Steigeisen und Eispickeln bestiegen. Es ist aber vor allem das Klettern von extremen Eisfällen im Winter in Kanada, Norwegen und dem gesamten Alpenraum, für das wir leben und wofür wir intensiv trainieren.

Im Alpinismus und Eisklettern ist es vor allem die Kälte, Ausgesetztheit und die ständige Ungewissheit verbunden mit der permanenten Gefahr eines alpinen Umfeldes die neben der physischen Komponente vor allem auch die Psyche beansprucht. Lange Zustiege mit schweren Rucksack, ausdauernde und oftmals heikle Kletterei im Eis über Stunden und lange Rückwege zeichnen gute Tage draußen aus, wobei der Start im Dunkeln und die Ankunft im Dunkeln häufig die Norm sind. Neben Krafttraining, Felsklettern und Drytooling (Klettern mit Eisgeräten am Fels) steht regelmäßiges Ausdauertraining für uns auf dem Programm, um unsere 5- Monatige Saison ‘full-on’ zu bestreiten. Das Fahrradfahren im Sommer ist dabei neben regelmäßigen Steigen eines unsrer Haupt Ausdauer-Trainingseinheiten.

Die Tour du Mt. Blanc war eine Idee, die sich uns auf fast ‘natürliche’ Weise aufgedrängt hat. Jeden Morgen wandert unser Blick  als erstes auf die majestätischen Eisrinnen des Mt. Blanc, auf seine beindruckenden Gipfelpfeiler und seinen schneebedeckten Hauptkamm. Bei jeder unserer regelmäßigen Trainingsausfahrten im Aostatal ist der Mt. Blanc ein ständiger Augenöffner. Ihn in einer einzigartigen Ausdauereinheit einmal ganz mit dem Rad zu umfahren, wurde bald die logische Schlussfolgerung.

Am 30.August war es dann soweit. Um 3.30 steigen Matthias und Ich bei nächtlicher Dunkelheit in Aymaville aufs Rad und rollen durch ein gespenstisch verlassenes Aosta. Die Spires haben wir mit zusätzlichen Lichtern ausgestattet. Neben Clifbars, Clif Shot Bloks und Clif Shot Gels hat jeder von uns zwei 0,7 Flaschen Wasser und 2 duzend Salztabletten dabei. Für die Abfahrten außerdem eine kurze Goretex-Hose und Goretex Jacke. Ärmlinge und Beinlinge sind bei diesen frühen Morgenstunden angenehm. Bald sind wir auf der Abzweigung zum großen St. Bernhard. Es rollt sich einfach, obwohl der Puls in der frühen Stunde10 Schläge niedriger als gewohnt anzeigt. Auf 34km sind jetzt 1886hm zu überwinden. Ein großer Vorteil ist die fast gänzliche Verkehrsruhe. Die über 300 km vor uns und die vielen bevorstehenden Höhenmetern lasten jedoch  schwer auf uns und so halten wir den Puls gleichmäßig und im mittleren Trainingsbereich. Die Strecke führt uns nach dem Col du Grand St- Bernard (2469m) über Champex nach Martigny. Danach geht es mit 16km und1050Hm aufwärts zum Col de la Forclaz (1526m) bevor es sich leicht zur schweizerischen/französischen Grenze in Le Chatelard rollt. Über Vallorcine und Argentière geht es dann durch das bekannte Chamonix, der ‘Hauptstadt des Alpinismus’.Von dort über Les Houches, Vaudagne, Servoz nach Le Fayet über St Gervais nach Megève. Bis dorthin ist alles angenehm. Von Flumet geht es 14,5km und 750Hm zum Col des Saisies (1650m) und nach Beaufort. Mittlerweile sind die Temperaturen über den Mittag auf über 30 Grad geklettert und trotz ständigen Trinkwasser-Auffüllen an Trinkbrunnen und Tankstellen wird der Körper durch die Hitze gezeichnet. Aber jetzt geht es in 19,5km 1224Hm über den vorgelagerten Col de Méraillet (1605m) hinauf zum Cormet de Roselend. Der Blick auf die schier unfassbare Schönheit des anmutig blau schimmernden ‘Lac de Roselend’ (1533m) lässt kurzzeitig alle Strapazen vergessen, die kurze Abfahrt nach dem Col kühlt und entspannt, bis sich die Straße nocheinmal auf 8km zum Cormet de Roselend hinaufwindet. Oben angekommen bin Ich zum ersten Mal wirklich erschöpft, es ist als habe die Hitze mir die Lungen verbrannt und Ich kann nur noch schwer atmen während ein bissiger Hustenreiz mich schüttelt. Matthias spricht mir zu, klopft auf meine Schulter und nach einer kurzen Pause kann es schließlich weitergehen, in die lange Abfahrt  nach Bourge-St-Maurice! Landschaftlich erwartet uns hier eine Szenerie der Maxime und als Alpinisten lassen die zerklüfteten Felsen und das wilde Ambiente unser Herz noch einmal ein paar Schläge schneller schlagen. Im Tal angekommen ist es jetzt Abend, und nach offiziellem Ladenschluss nun schwer,  Wasser zu bekommen. Matthias und Ich verlieren einige Zeit damit, das nötige Lebensexilier aufzutreiben. Zuletzt doch noch hydriert und mit eisgekühlter Coke versehen kurbeln wir den relativ flachen Anstieg zum Petit St-Bernard hinauf. Die Dunkelheit fällt erneut über uns herein, aber im Gegensatz zu alpinem Gelände hält sie auf dem Rad keine Schrecken für uns bereit, die Straße vor uns ist gut sichtbar und die gänzliche Abwesenheit von klaren Konturen und Licht wirkt sich befreiend auf Nerven und Geist aus. Die eintretende Kühle erfrischt den müden Körper und mir wird plötzlich klar, dass das Ziel unserer Tour in unmittelbarer Reichweite liegt. Die letzten Km zum Col ziehen sich zwar noch einmal, doch dann steht einer beindruckenden Abfahrt nach Pré-St Didier nichts mehr im Wege. Der Vollmond prangt überirdisch schön über uns, und während wir die flache, durch zahlreiche Trainingstouren uns ungemein vertraute SS26 Hauptstraße in einem letzten, irrational entzündetem HighSpeed entlangrasen, ist es als würden Zeit und Raum schlichtweg nicht mehr existieren.

Als wir nach 19h55min in Aymaville wieder von unseren Spires absteigen, macht sich die Realität wieder bemerkbar: Das lange Sitzen auf bestimmten Körperregionen fordert seinen Tribut....

Ein perfekter Trainingstag ist zum Ende gekommen und jedem Rennrad-Begeisterten können wir diese Runde ganz gleich ob non-stop oder in Etappen nur wärmstens ans Herz legen...

Categorías

News

Atrás