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Rennberichte

UCI World Cup #4 - Mont-Sainte-Anne

15.08.2016

Theresia Schwenk's Blogeintrag #2: Unsere Teamfahrerin vom RADON FACTORY CC TEAM fährt seit dieser Saison im U23 Weltcup mit und berichtet uns regelmäßig von ihren Erfahrungen aus dem Renn-Alltag einer Profi-Sportlerin, dieses Mal vom World-Cup im kanadischen Mont-Saint-Anne:

"Wenn mir jemand vor einem halben Jahr gesagt hätte, dass ich beim Weltcup in Mont-Sainte-Anne, Kanada am Start stehen würde, hätte ich ihn für verrückt gehalten. Dass einer meiner Träume Wirklichkeit wird habe ich erst im Flugzeug begriffen. Die Reise nach Mont-Sainte-Anne war lang und kräftezehrend, zusammen mit Lisa aber angenehm. In den Tagen nach unserer Ankunft haben wir uns intensiv mit der Rennstrecke des Weltcups beschäftigt. Zunächst sind wir sie abgelaufen, was auch gar nicht so ungefährlich war, da die technischen Abfahrten sehr steil und steinig waren. Danach haben wir uns langsam mit unseren neuen Radon Bikes auf die Stecke getraut. Schnell habe ich begriffen, dass dieses Rennen unrhythmisch werden wird. Außerdem ist nicht nur die Physis, sondern auch die Psyche sehr stark gefragt. Es gibt viele kurze und extrem steile Anstiege, dazwischen sind Steinfelder, Wurzelpassagen und Sprünge. Man darf die Konzentration auf dieser anspruchsvollen Strecke nicht verlieren. Nach und nach trat bei mir eine immer größere Sicherheit ein, da ich im Training alle technische Passagen sturzfrei fahren konnte und ich mich auf meinem neuem "JEALOUS" sehr wohl fühlte.

Neben dem Training haben wir (Lisa und ich) uns hauptsächlich auf die Regeneration konzentriert. Dennoch hatten wir auch Zeit die Natur rund um Mont-Sainte-Anne zu erkunden und genießen. Die endlos erscheinende Natur Kanadas hat mich wirklich beeindruckt. 500 Meter von der Rennstrecke entfernt gab es beispielsweise wunderschöne Wasserfälle. Im Training sind wir an einem Bach entlang gefahren, an dem jede 2km ein Schild mit "Vorsicht Bär" am Wegrand stand. Wow, ein ganz anderes Fahrgefühl.

Der Renntag kam immer näher, meine Motivation wurde immer größer. Am Samstag morgen bekam ich die Info, dass es kein extra U23 Rennen geben wird. Wir durften mit dem Damen zusammen starten. Ich war über diese Nachricht sehr erfreut, da die Uhrzeit angenehmer war (11:20 Uhr anstatt 16:30 Uhr) und deutlich mehr Zuschauer vor Ort waren. Meine Vorfreude auf meinen vierten U23 Weltcup stieg stetig. Startnummer 26 deutete schon an, dass nicht allzu viele U23 Frauen am Start stehen werden. Die 5-10 schnellsten Damen der U23 waren dennoch am Start.

Der Wecker klingelt um 07:00. Es ist Renntag. Das Wetter war, nicht wie die Tage davor sonnig und warm, eher bewölkt und kühl. Lisa und ich frühstückten gemeinsam, packten unsere Sachen für das Rennen und machten uns auf dem Weg zum Eventgelände. Anschließend holten wir unsere Transponder ab, gaben unser Ersatzmaterial und unsere Trinkflaschen bei den Betreuern ab und fuhren uns warm. Mein Körper fühlte sich beim warmfahren nicht so kraftvoll an wie die Tage zuvor, ich habe mich aber deshalb nicht unter Druck gesetzt. Nun ging alles ganz schnell: In die Startbox, Aufruf zur Startlinie, "1 minute left", "30 seconds left", " The start will follow within 15 seconds", Schuss. Da wir nicht viele U23 Frauen waren, gab es am Start auch kein allzu großes Gewimmel. Ich konnte mich in der Startloop circa in der Mitte des Feldes positionieren, merkte aber schnell dass es schwer wird diese Position zu halten. Nach der Startloop fuhren einige Mädels wieder an mir vorbei, ich konnte das Tempo nicht mitgehen. Ich fühlte mich kraftlos. Als meine Krämpfe immer schlimmer wurden schwand auch meine Konzentration dahin. Plötzlich setzte auch noch Regen ein, was in den steinigen Abfahrten ein noch größeres Sturzrisiko beinhaltete. Ich wollte das Rennen auf keinen Fall aufgeben, deshalb kämpfte ich mich mit letzten Kräften ins Ziel. Am Ende landete ich auf einem enttäuschenden 15. Platz, obwohl ich mir doch so viel mehr erhofft hatte. So eine lange Reise für so ein  frustrierendes Ergebnis. Schnell begriff ich aber, dass auch ein Übersee Weltcup ein Rennen ist, wie jedes Andere auch. Ich habe nicht aufgegeben, das war mir das wichtigste an diesem Renntag.

Danke Lisa, für die coole Zeit mit dir. Vielen lieben Dank RADON, für die einmalige Chance beim Weltcup in Kanada starten zu dürfen! Ich bin überwältigt. :)"

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Rennberichte , Radon Factory CC Racing Team , News

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